Kurzbeschreibung
Ein kleines bayrisches Dorf im ausgehenden 19. Jahrhundert: Hier hält der kecke Lausbub Ludwig – sehr zum Leidwesen seiner Mutter – mit seinen Streichen die ganze Umgebung in Atem. Ob hochnäsige Preußen, frömmelnde Lehrer oder die nörgelnde Verwandtschaft, er treibt Sie alle zur Verzweiflung.
Inhaltsangabe
In einem kleinen bayrischen Dorf in der Gegend von Tölz setzt sich der Lausbub Ludwig gegen die unliebsamen Erwachsenen zur Wehr. Es ist die reine Notwehr gegen Hochmut, Verlogenheit, Scheinheiligkeit, Intoleranz und aufgeplusterte Autorität. Eigentlich hat er das Herz am rechten Fleck, aber er wird doch immer wieder herausgefordert. „... Dann habe ich einen Schlüssel aus der Tasche gezogen und habe probiert, ob er noch pfeift ...“
Diese Geschichte auf hochdeutsch zu erzählen, wäre wie Champagner aus Pappbechern zu trinken. Der zweifache Bambi-Preisträger Christian Tramitz, unter anderem bekannt aus „Der Schuh des Manitu“, verkörpert regelrecht den Lausbub. Mit bayrischem Dialekt haucht er den Protagonisten Leben ein, und so kommt deren Charakter besonders herzhaft zur Geltung.
Rezension
Frankenpost: „Terror mit Thoma" – Kurs für die Jugend.
An Talent und guten Vorsätzen fehlt es nicht, auch wenn die grollenden Lehrer in der Lateinschule sich keine Hoffnungen auf Ludwigs geistiges und geistliches Fortkommen machen. Noch nicht einmal die Erstkommunion weicht die Seele des Knaben auf; scheut er sich doch nicht, die Heiligenfigur des verhasst-verschlagenen Pater „Kindlein“ zu steinigen. Indes greift dem Rabauken die Verzweiflung der gütigen Mutter ans Herz, denn das ihre verdunkeln seine zerstörungswütigen Streiche, Streifzüge und Straftaten. Also gelobt er Besserung; nur hält der fromme Entschluss nicht lang vor: Allzu bigott begegnen ihm die Erwachsenen, eingebildet, missgünstig oder einfach provozierend einfältig. Ludwig, der Rebell, „tut ihnen was an“, schlägt zu und weiß, wo’s wehtut.
Das Wesen eines Menschen, hat Ernest Hemingway gesagt, erweise sich darin, wie er sich rächt. Geht es danach, so war der junge Ludwig Thoma ein Tunichtgut, Tierquäler und Terrorist jenseits der Sozialisierbarkeit. Wenn seine aus ländlichen Jugendtagen in der Nähe von Tölz fabulierenden „Lausbubengeschichten“ – und ihre Fortsetzung um die hinterhältige „Tante Frieda“ – nur irgendetwas mit des Dichters Biografie zu tun haben, so belegen sie, dass Kinder zu den grausamsten Kreaturen auf Erden gehören. Heute noch können minderjährige Barbaren von ihm lernen. Aber freilich schuf der große bayerische Autor die populären Erzählbände (von 1905 und 1907) vor allem als Satiren.
Wie trefflich sie stimmen, wie ergötzlich sie nach wie vor unterhalten, das hört man dem Schauspieler Christian Tramitz an, der die „Lausbubengeschichten“ auf zwei mal drei Hörbuch-CDs vorliest. Als Jüngling geht der Künstler – Enkel von Paul Hörbiger, Comedian und vielfältig einsetzbarer Synchronsprecher – mit 51 Jahren nicht durch. Weitab von den possierlichen Folklore-Verfilmungen der Sechziger, also ohne nachgestellte Hansi-Kraus-Pausbäckigkeit zitiert er die Geschichten wie frische Tagebucheinträge eines Bengels von vor hundert Jahren, zugleich als alter Knabe und Mann in den besten Jahren, der sich, voller Erinnerungen, einverständig zu jeder alten Untat bekennt.
Umwerfend parodiert die in mancherlei Dialekten bewanderte Stimme des Münchners den Millionärsdünkel und Militarismus der „Preiß’n“ ebenso wie den Unverstand plärrender Minderbauern, den Spießerhochmut einheimischer Kleinstädter, die Harmlosigkeit der Dorfhonoratioren. Die bunte, biedere, befremdliche, bornierte Fauna eines Menschenzoos bietet Tramitz auf, dass es eine Freude ist, und unter all den kuriosen Wesen dieses Bestiariums ist Ludwig, der spitzbübische Frevler, der schlimmste Finger nicht.“
Michael Thumser
ekz Bibliotheksservice, 2013:
"Der Lateinschüler Ludwig, ein aufgeweckter und intelligenter Junge, lebt bei seiner verwitweten Mutter und seinen älteren Schwestern. Zum Leidwesen der Mutter stellt er eine Menge Dummheiten an, für die sie oft mit ihrer kargen Witwenrente geradestehen muss. Obwohl sich Ludwig fest vornimmt, ihr zuliebe ein besserer Mensch zu werden, gerät er durch gefühlte Ungerechtigkeiten von heuchlerischen Lehrern, bigotten Pfarrern, gemeinen Mitschülern oder raffgierigen Verwandten immer wieder so in Rage, dass er diese mit teils frechen und spaßigen, teils auch rabiaten Streichen straft.
Dabei hält er sich auch an den geliebten Tieren seiner Kontrahenten schadlos. So eilt ihm im Lauf der Zeit ein schimpflicher Ruf voraus.
Die bestens verständliche Lesung mit bayerischen Anklängen, die der als Komödiant geschätzte Christian Tramitz gestaltet, sind die reine Freude. Hier scheint wirklich ein erwachsener Ludwig augenzwinkernd und ein klein wenig reumütig von seinen Jugendjahren zu erzählen. Dazu illustriert der vielseitige Musikant Sigi Ramstoetter mit seiner bayerischen Volksmusik die einzelnen Abschnitte."
Leo Speidel
BücherBote:
Bayrische Mundart und zünftige Musik vermischen sich in Ludwig Thomas vielgerühmten "Lausdbubengeschichten" zu einer unterhaltsamen Mélange. Tramitz leiht Ludwig seine Stimme, einem Lateinschüler, der sich im Haus des Knaben Arthur so gar nicht als
Musterschüler, sondern als wahrer Lausejunge entpuppt. Musik von Sigi Ramstötter untermalt die heiteren Geschichten. "Lausbubengeschichten" sind leichte Unterhaltung, nach deren Genuss sich der Zuhörer nicht des Eindrucks erwehren kan, dass in Tramitz
selbst ein Lausbub steckt.
Kirsten Bäckermann